Als ich meiner Familie und meinen Freunden erzählt habe, dass mein Chef die ganze Firma zu einem Segeltörn auf einem antiken Drei-Mast Schooner auf der Ostsee eingeladen hat, da war das Staunen groß:
„Du hast ja einen tollen Chef!“ Yup. Hab‘ ich!

Ziemlich spontan ist er auch:
„Susanne, wir wollen ein paar Tage mit der ganzen Belegschaft Segeln!“
„Oh, Chef, ist ja klasse! Wann denn?“
„In 14 Tagen!“
„(Schluck)“

Die spontanen Entscheidungen im Leben sind aber ja oftmals die besten. Und so war es dann auch.
Die Vorfreude war groß und sorgte für ein aufgeregtes Surren in der Firmenluft.
Plötzlich ging alles ganz schnell, und irgendwie klappte es tatsächlich, dass alles organisiert war und wir 12 Tage später mit 4 Autos bepackt mit fröhlichen Kollegen, Gepäck und Brauseflaschen von Bad Bederkesa nach Kiel unterwegs waren – mit Ausnahme einiger weniger Kollegen, die nicht mitkommen konnten oder wollten und für uns die Stellung hielten.

Was für ein schönes Schiff erwartete uns dort am Anleger Blücherbrücke!

Nachdem wir uns am ersten Abend mit Quartier und Crew vertraut gemacht hatten, ging es am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein und mäßigem Wind los in Richtung Eckernförde.

Nach einer gründlichen Einführung durch die Besatzung hingen wir dann alle ganz schön in den Seilen: gemeinsam, um die Segel zu setzen. Mal abgesehen von dem Spaß, den die gemeinsame Deckarbeit uns brachte war es auch jedes Mal ein toller Anblick, die großen weißen Segel vor dem stahlblauen Himmel zu sehen.
Und das mit den Schekeln und Knoten hatten die meisten auch schnell drauf. Die Segel blieben oben und kamen runter wie sie sollten und es wurde niemand verletzt. (grins)

Die Mahlzeiten wurden von uns (fast) allen gemeinsam in der Kombüse vor-, zu- und nachbereitet.
Wie schön war es, am ersten Morgen aus der Koje zu rollen, die Holztreppe in den gemütlichen Aufenthaltsraum hinaufzusteigen und frisch-duftenden Kaffee vorzufinden.
Gott sei Dank haben wir einige Frühaufsteher im Team.
Frühstück und Abendessen gab es gemeinschaftlich in der Schiffsmesse unter Deck.
Mittags während das Schiff unter Segel war, gab es Snacks an Deck unter dem Sonnendach.

Am ersten Abend in Eckernförde war es himmlisch wieder unter Menschen zu sein so ganz ohne Corona Maske. Schleswig-Holstein hatte zum Wochenbeginn die Einschränkungen gelockert, Menschen saßen in Cafés und sogar Tanzen unter freiem Himmel war wieder erlaubt. Eine Gruppe hatte sich am Kai eingefunden und tanzte Tango zu Lautsprechermusik voller Lebensfreude. Beim Aufstehen am nächsten Morgen feuerten wir eine Truppe Marinesoldaten an, die mit geschulterten Autoreifen als Frühsport zum Stützpunkt joggten.

Den zweiten Abend verbrachten wir im idyllischen Fischerhafen Maasholm an der Einmündung der Schlei.
Der Kapitän hatte das Paddelboard vor unser Dinghi geschnallt, und vor der romantischen Kulisse eines Bilderbuch-Sonnenuntergangs wurde reihum Wasserski geprobt.

Badestops hatten wir unterwegs mehrere, so auch auf der Rückfahrt nach Kiel am Samstag – da hab‘ ich mich dann auch wagemutig in die 16°-kalten Ostseefluten gestürzt. Während des Absprungs von der Bordwand waren die letzten Worte eines Kollegen, die ich hörte: „Mensch, sie hat ja Ihre Brille noch auf!“
Vor lauter Schreck habe ich dann ganz vergessen die Luft anzuhalten, aber Salzwasser soll ja gut für die Nebenhöhlen sein. Ich hatte natürlich KEINE Brille mehr auf!
Meine smart-Watch hat den Moment des Eintauchens ins Wasser mit einer Rekord-Herzschlagmessung belohnt die seither auf den Apple-Servern in Californien für die Nachwelt gespeichert ist.

Es war eine grandioser Betriebsausflug und das Kopfkino ist noch immer angefüllt mit den bunten Bildern dieser tollen vier Tage.

Das, was nachwirkt, was die Motivation von meinem Chef Andreas Bruske für diese ‚Eskapade‘ war ist unser neues Gemeinschaftsgefühl. Eskapade im Sinne von ‚escape’…Entkommen:
dem Alltag, dem Leistungsdruck, den endlosen Terminkalendern, armlangen Email-Listen und den gehetzten Gesprächen. Sich (neu) kennenlernen – den neuen Kollegen mal lachen sehen – sich nicht zu ernst zu nehmen.
Gemeinsam an einem Strang, einem Seil ziehen.
Die Batterien mit Sonne aufladen für neue Energie – so wie wir es für unsere Kunden täglich tun.
Abstand bekommen, und die Kollegen und Mit-Arbeiter aus einem neuen Blickwinkel sehen.

Zwischen Segelsetzen und Mahlzeitenbereiten wurde in der Küche beim Kochen getanzt und auf dem Kajütendach gerappt, beim Abwasch Männerwitze gerissen und beim Kaffeetrinken ‚Lüge oder Wahrheit‘ Geschichten erzählt. Wir haben Brettspiele gespielt und Karaoke gesungen, und im Badetuch entspannt geklönt. Wir waren Menschen.

Und auch wenn sich nicht bei allen der Chip im Kopf umlegen lässt –
wieder hier, im Büro, im Trubel des Alltags, gehen wir anders miteinander um.

Die Luft im Betriebsklima ist leichter geworden.
Gespräche und Diskussionen pendeln sich auf respektvoller Augenhöhe ein.
Wir sind ein bisschen mehr zusammengewachsen.
Das alles kommt unseren Kunden und damit letztendlich unserer Firma zugute.

Im nächsten Jahr sind hoffentlich ALLE dabei.
Auch die ganz Neuen.

Apropos – wir suchen noch…einen Heizungsbauer, mit Segellaune.